Elektromotoren in E-Autos

Ein Elektromotor war bisher im Auto nicht für Antrieb verantwortlich. Diese wurden nur für Komfortzwecke wie zum Beispiel das Heben und Senken der Türscheiben genutzt.

Doch jetzt gewinnt dieser Motor in der Automobilität neue Bedeutung. Er ist jetzt verantwortlich für den eigentlichen Zweck des Automobils – den Fahrbetrieb.

Aufbau eines Elektromotors

Da im Elektroauto ausschließlich dreiphasige Wechselstromelektromotoren zum Einsatz kommen, ist der Aufbau der einzelnen Motorenarten immer identisch. Die wesentlichen Bestandteile dabei sind der Stator und der Rotor.

Stator

Der Stator ist wie der Name bereits vermuten lässt, der stehende Teil des Elektromotors. In ihm ist schwebend der Rotor gelagert.

Der Stator eines Porsche Taycan
Der Stator eines Porsche Taycan

Quelle Porsche

Rotor

Der Rotor sorgt für die notwendige Bewegung. Durch die Drehung des Rotors wird eine Welle angetrieben, die für den Vortrieb im Elektroauto sorgt.

Der Rotor eines Porsche Taycan
Der Rotor eines Porsche Taycan

Quelle Porsche

Wie funktioniert ein Elektromotor im Elektroauto?

Der Elektromotor wandelt elektrische Energie in mechanische Energie um. In einem E-Auto wird dieses Prinzip zum Antrieb verwendet. Hierfür werden Magnetfelder im Stator und Rotor genutzt. Der Rotor sorgt über eine Welle für den mechanischen Vortrieb, indem entweder durch Gleichstrom oder durch Einsatz von Magneten ein Magnetfeld hergestellt wird.

Im Stator wird durch frequenzgeregeltes Ansteuern der Phasen mit Wechselstrom ein Magnetfeld in einer bestimmten Reihenfolge in den einzelnen Spulen erzeugt. Durch diese wechselnden Magnetfelder wird ein Drehfeld erzeugt. Es entsteht eine Drehbewegung im Rotor, da das dauerhafte Magnetfeld des Rotors dem Drehfeld folgt.

Der Elektromotor kann auch im E-Auto als Generator genutzt werden. Das bedeutet, dass bei einem Verzögern des Fahrzeugs der Elektromotor zur Energierückgewinnung elektrische Energie in die Batterie zurückspeisen kann. Diese Art der Energierückgewinnung nennt sich Rekuperation.

Welche Bestandteile hat ein Elektromotor im E-Auto?

Neben Stator und Rotor besteht der Elektromotor in Elektrofahrzeugen aus weiteren Komponenten. Diese sind in den folgenden Absätzen erläutert.

Leistungselektronik

Die Leistungselektronik sorgt dafür, dass der in der Hochvoltbatterie gespeicherte Strom von Gleichstrom (DC) in Wechselstrom (AC) umgewandelt wird. Hierfür muss die Leistungselektronik Frequenzen im Kilohertz-Bereich schalten. Das geschieht nicht nur beim Beschleunigen, sondern auch beim Verzögern des Fahrzeugs. Da der Elektromotor auch als Generator eingesetzt werden kann, muss die Leistungselektronik auch den Strom wieder in die Hochvoltbatterie beim Verzögern des Fahrzeugs, der sogenannten Rekuperation, zurückgeben können.

Sie ist somit Gehirn und Taktgeber im Elektromotor.

Leistungselektronik von Audi

Quelle Audi

Getriebe

Aufgrund seiner Effizienz und seines hohen Drehmoments benötigt der Elektromotor keine aufwendigen Getriebe. Hier kommt in der Regel ein 1-Gang-Getriebe zum Einsatz. Dies hat Gewichtsvorteile, verringert die Komplexität im Antriebsstrang und sorgt für einen geringeren Wartungsaufwand. Neben dem Getriebe sorgen Differenziale für die gleichmäßige Leistungsabgabe.

Es gibt auch Fahrzeuge, wie den Porsche Taycan, die ein 2-Gang-Getriebe nutzen. Dies hat den Effekt, dass das Fahrzeug in den unteren Geschwindigkeiten niedriger übersetzt ist und somit noch spritziger fährt. Auch im Bereich der leichten Nutzfahrzeuge gibt es bereits Überlegungen, 2-Gang-Getriebe einzusetzen.

1-Gang Getriebe VW

Quelle: Volkswagen

Welche Arten von Elektromotoren gibt es im E-Auto und welche Vor- und Nachteile gibt es?

Obwohl die Bestandteile eines Elektromotors im Vergleich zu einem Verbrennungsmotor überschaubar sind, gibt es doch unterschiedliche Arten, die in Elektroautos verbaut sind. Jedes dieser Konzepte hat seine Vor- und seine Nachteile.

Da in der Elektromobilität nur Wechselstrommotoren zum Einsatz kommen, stelle ich hier nur die Konzepte vor, die auch Verwendung finden.

Asynchronmaschinen – ASM

Bei den Asynchronmaschinen wird am Rotor durch Strom über den Stator ein Magnetfeld hergestellt. Der Rotor besteht aus elektrischen Leitern, die durch Induktion dieses Magnetfeld erzeugen. Durch den Stator wird ein dreiphasiger Wechselstrom geführt. Er erzeugt das Drehfeld im Motor. Da das drehende Feld im Stator nicht synchron mit dem magnetischen Feld im Rotor läuft, wird dieser Motor als Asynchronmaschine (kurz ASM) bezeichnet.

  • Verzicht von seltenen Erden (z. B. Neodym) da Magnetfeld induziert wird
  • leichter stromlos zu stellen (es wird nicht ungewollt Spannung induziert)
  • verschleißarm
  • schlechtere Effizienz durch höheren elektrischen Energieeinsatz
  • größerer Aufbau des Motors im Vergleich zu PSM
  • schlechte Wirkungsgrade bei niedrigen Leistungen
Audi Q8 E-Motor

Quelle: Audi

Permanent erregte Synchronmaschine – PSM

Während bei der Asynchronmaschine durch Induktion ein Magnetfeld am Rotor erzeugt wird, so kommen bei der permanent erregten Synchronmaschine (kurz PSM) Permanentmagnete am Rotor zum Einsatz. Dies wird durch Neodym, einer seltenen Erde, ermöglicht.

  • höhere Leistungsdichten vor allem im niedrigen Lastbereich
  • höhere Wirkungsgrad im Vergleich zur ASM
  • Einsatz seltener Erden (Neodym) die ökologisch fraglich und teuer sind
  • der Motor kann nicht einfach „stromlos“ geschaltet werden im Vergleich zur ASM
Volkswagen ID.5 GTX PSM

Quelle: Volkswagen

Fremd- oder Stromerregte Synchronmaschine – FSM / SSM

Ein Konzept, das die Vorteile der PSM und ASM vereint, ist die fremderregte Synchronmaschine (kurz FSM) oder auch stromerregte Synchronmaschine (kurz SSM) genannt. Hierbei wird im Rotor, wie auch Stator, durch Strom ein Magnetfeld aufgebaut. Anders als bei der ASM, wird das Magnetfeld im Rotor nicht durch eine induzierte Spannung aufgebaut, sondern mittels Bürsten. Über diese Bürsten gelangt Gleichstrom in das Bauteil.

Der Stator wird mittels Inverter mit Wechselstrom versorgt und ist wie bei allen anderen Arten der Wechselstrommotoren für das Drehfeld verantwortlich.

  • maximale Freiheitsgrade bei der Spezifizierung von Rotor & Stator
  • relativ einfach stromlos zu schalten (gleiches Prinzip wie beim ASM)
  • hohe Leistungsdichte und hoher Wirkungsgrad
  • höhere Komplexität durch höheren Freiheitsgrad
  • Konzept nicht ganz wartungsfrei; nach 300.000 km müssen in der Regel die Bürsten getauscht werden
BMW Gen5 eDrive

Quelle: BMW

Fazit

Dem Elektromotor wird immer nachgesagt, er wäre fertig entwickelt und hätte wenig Leistungspotenzial nach oben. Aber: Durch die breite Anwendungspalette in der E-Mobilität gibt es neue Konzepte. So werden bei manchen Herstellern Charakteristika der einzelnen Elektromotorkonzepte kombiniert.

Auch spielt die Leistungselektronik noch nicht ihr volles Potenzial aus. Durch die hohen Frequenzen geht die Effizienz verloren. Hier kann sowohl softwareseitig, als auch konzeptionell durch Einsatz verschiedener Materialien die Effizienz des Gesamtantriebsstrangs erhöht werden. Insbesondere die Inverter auf Siliziumkarbidbasis versprechen noch höhere Effizienzen im Gesamtkonzept.

Quelle Titelbild: BMW

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